Die Gärten und Ställe sind vorübergehend geschlossen. Der Palast ist wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Freitag 24 Mai 2019
Paleis Het Loo aus der Vogelperspektive, um 1700
König-Statthalter Willem III. und seine Gemahlin Mary II. ließen 1686 Paleis Het Loo mit einem prachtvollen Garten erbauen. Dieser Garten war mehr als ein fürstliches Hobby; er war ein Symbol für die Position und Macht des Königspaares. Alle Elemente in dem Garten, wie die Statuen und die Springbrunnen, passen in diese symbolische Bedeutung.
König-Statthalter Willem III. und Königin Mary II. (langfristige Leihgabe den Königlichen Sammlungen, Den Haag)
Der Garten des 17. Jahrhunderts symbolisierte das Paradies auf Erden, die Vollkommenheit der göttlichen Schöpfung. Die perfekte Symmetrie, ein wichtiges Element des Barockgartens, bedeutete den letztendlichen Sieg des Menschen über die Natur. Die Anlage eines solchen Gartens zeigte, dass der Besitzer, in diesem Fall König-Statthalter Willem III., sehr mächtig war. Es war ja wahrhaftig ein Wunder: ein Garten voll besonderer Pflanzen und Blumen, mit plätschernden Springbrunnen in einer dürren Landschaft mit Sandverwehungen. Dieses Wunder konnte nur mit Geld, Weitblick und Beharrlichkeit verwirklicht werden.
Der schöne Garten voller Symbolik regte zum Nachdenken an und sorgte für Gesprächsstoff. Ein Spaziergang in den Gärten von Het Loo war daher eine überwältigende und lehrreiche Erfahrung. Wenn zum Leben auch Fallstricke und Herausforderungen gehören, wie im Garten dargestellt, steht am Ende doch das versprochene Paradies.
Besucher bewundern die Schlossgärten im 17. Jahrhundert
Ein Orangenbaum im Schlossgarten
In den Gärten von Paleis Het Loo spielen Blumen und Pflanzen eine wichtige Rolle. Im 17. Jahrhundert bedeutete ein Garten mit exotischen und daher auch teuren Blumen und Pflanzen, dass der Besitzer vermögend war und auch die Kontakte hatte, um einen solchen Garten anlegen und pflegen zu lassen.
Blumen, Früchte und Pflanzen hatten im 17. Jahrhundert oft eine subtile und manchmal auch komplexe Bedeutung. Der Orangenbaum beispielsweise ist das Symbol für das Haus Oranien-Nassau; dieser Baum trägt nämlich gleichzeitig Blüten und Früchte: ein ausdrucksstarkes Symbol für die Kontinuität der Oranier-Dynastie. Die Tulpe symbolisiert Reichtum und der Efeu die Vaterlandsliebe. Die blaue, weiße und gelbe Winde wird „Prinzenblume“ genannt, weil die Farben auf die Uniform der Prinzen von Oranien-Nassau verweisen.
In den Gärten von Het Loo stehen zahllose Statuen und Springbrunnen, die subtil auf den Reichtum, die Macht und den Erfolg des König-Statthalters Willem III. und seiner Gemahlin Mary II. hinweisen.
Die vier Skulpturen in den äußersten Parterres des Untergartens symbolisieren die vier Jahreszeiten: Flora steht für den Frühling, der Gott Apollo für den Sommer, Bacchus für den Herbst und Pomona mit ihrem Korb voller Äpfel für den Winter.
Eine Kaskade ist ein künstlicher Wasserfall, bei dem das Wasser stufenweise nach unten fließt. In den Prunkgärten des 17. Jahrhunderts waren solche Wasserfälle sehr in Mode. Vor der einen Kaskade befindet sich die Statue der mythologischen Figur des Narziss, der verliebt auf sein eigenes Spiegelbild im Wasser starrt. Dies ist eine Warnung gegen die Eitelkeit. Vor der anderen Kaskade steht der Sänger Arion. Er reitet auf einem Delphin und spielt auf einer Zither. Der Sage nach wurde Arion von Piraten über Bord geworfen und auf wunderbare Weise von einem Delphin gerettet.
Viele mythologische Figuren in dem Garten stammen aus der römischen und griechischen Mythologie. Der römische Dichter Ovid beschrieb diese Figuren in seinen „Metamorphosen“. Joost van den Vondel, ein niederländischer Dichter aus dem 16. Jahrhundert, übersetzte die „Metamorphosen“ aus dem Lateinischen ins Niederländische. So wurden auch die Personen in diesen Erzählungen einem breiteren Publikum in den Niederlanden bekannt.
Den Eingang zum Obergarten, das Paradies, bewachen zwei Sphinxe. Die Sphinx, halb Löwe, halb Frau, ist eine mythische Figur aus dem klassischen Altertum.
Das Prunkstück im Garten des 17. Jahrhunderts war der Königsspringbrunnen, dessen Fontäne höher als dreizehn Meter war. Als der Brunnen 1692 angelegt wurde, stieß er die damals in Europa höchste Fontäne aus. Jahrhundert aus Quellen von den höher gelegenen Gebieten, viele Kilometer weiter oben. Über ein kunstvolles Rohrsystem strömte das Wasser schließlich mit einem Gefälle von etwa dreißig Metern zu den Gärten. Dieses gewagte und sehr erfinderische Wassernetzwerk erzeugte genügend Druck, um den Königsspringbrunnen aus sich selbst, also ohne Pumpen, sprühen zu lassen. Auch dieses innovative Wassersystem war ein Symbol für Kenntnis und Können des Fürsten wie auch den letztendlichen Sieg des Menschen über die Natur.
Die Skulptur „Der Raub der Sabinerinnen“ kommt aus dem Garten von Paleis Huis ten Bosch. Sie wurde in den 1980er Jahren im Garten von Paleis Het Loo aufgestellt. Daher passt diese Skulptur nicht in die ursprüngliche Symbolik des Gartens aus dem 17. Jahrhundert.